Paper Pouches als nachhaltige Sekundärverpackung für Pharma und Healthcare
Medikamente und medizinische Geräte in Papierbeuteln? Was bei Lebensmitteln gut funktioniert, könnte auch in der Pharma- und Healthcare-Industrie als nachhaltige Verpackung dienen. Faller Packaging hat jetzt Paper Pouches als mögliche Alternative zur Faltschachtel entwickelt.
Nikolaus Reichenbach, Director Strategic Development bei Faller Packaging, hat einen geschulten Blick für nachhaltige Verpackungen – auch beim Einkauf im Supermarkt. Deshalb greift der Umweltschützer gerne zu Lebensmitteln in Papierbeuteln. Beruflich hat er ebenfalls mit Verpackungen zu tun – allerdings geht es dabei um Faltschachteln. Reichenbach diskutiert mit seinen Kolleginnen und Kollegen darüber, ob Beutel aus Papier eine mögliche Lösung für Medikamente sein könnten. Und tatsächlich schickt Faller Packaging seine Idee auf den langen Weg durch den internen Produktinnovationsprozess.
Ziel erreicht
Zunächst suchte das Innovations-Team nach dem geeigneten Material für die Paper Pouches. Dann testeten sie die Bedruckung und vervollständigten den Verarbeitungsprozess gemeinsam mit Maschinenhersteller Gerhard Schubert. Dazu waren die Mitarbeitenden mit Trays, Pens und Blistern vor Ort und verpackten diese auf der Testmaschine live in die Prototypen der bedruckten Paper Pouches. Oberstes Ziel der Versuche: Haltbarkeit und Funktionalität sollten den Industriestandards üblicher Sekundärverpackungen entsprechen.
Die Ergebnisse, aber auch die Zusammenarbeit mit den Material- und Fertigungs-Experten, bestätigten die Machbarkeit. „Der Weg zur Entwicklung einer biologisch abbaubaren, nachhaltigen und gleichzeitig siegelfähigen Papierverpackung für Medikamente ist frei“, erzählt Marketing Managerin Sarina Diebold. „Und das Beste: Wir können damit verschiedene Anwendungen abbilden und durch eine kluge Umsetzung auch Standards im Produktschutz einhalten.“ Für zukünftige Pilotprojekte plant Faller Packaging, gemeinsam mit Schubert Testproduktionen durchzuführen.
Paper Pouches überzeugen mit zahlreichen Vorteilen: Das geringere Gewicht reduziert Lager-, Transport- und Abfallvolumen – der Nutzer spart bis zu 90 Prozent CO2 ein und optimiert seinen Carbon Footprint. Dies wurde über ein unabhängiges Life Cycle Assessment bestätigt. Zur Auswahl stehen verschiedene Papiere, mit und ohne zusätzliche Beschichtung. Die Beutel sind siegelfähig und bieten durch die Herstellungsweise einen integrierten Erstöffnungsschutz. Zusätzliches Material, wie beispielsweise ein Tamper Evident Etikett, ist dadurch überflüssig. Sie sind recycelbar und lassen sich nach der Nutzung in der Altpapiertonne entsorgen.
Kundenbedürfnis im Mittelpunkt
Nikolaus Reichenbach lieferte mit den Papierbeuteln für Medikamente eine vielversprechende Idee, die das Innovations-Team nach und nach umsetzen wird. Im nächsten Schritt folgt das Gespräch mit Pharmazeuten und Anwendern, die die Sekundärverpackung einsetzen. Deren Rückmeldungen spielen beim agilen Produktinnovationsprozess (PIP) eine zentrale Rolle. Durch den direkten Dialog möchte Faller Packaging sicherstellen, dass die neuen Verpackungslösungen den Anforderungen des Marktes entsprechen und einen echten Mehrwert bieten.
Bisher kommen die umweltfreundlichen Paper Pouches im Pharma- und Healthcare-Markt noch nicht zum Einsatz. Aber das kann sich bald ändern. „Wir sind offen für Gespräche – Interessenten sind herzlich eingeladen, sich mit uns in Verbindung zu setzen, um mehr über Paper Pouches zu erfahren und ihre Meinung zu teilen. Unser Ziel ist, dass Unternehmen ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen und Veränderung als Chance begreifen“, fasst Sarina Diebold zusammen.
Verpackungsexperte Nikolaus Reichenbach zeigt sich hocherfreut über die erfolgreiche Machbarkeitsstudie der Paper Pouches im Produktinnovationsprozess bei Faller Packaging. Jetzt kommt es auf die Rückmeldungen der Kunden an. Wird die Machbarkeit auch im Verpackungsprozess und der Distribution positiv beurteilt, könnten in absehbarer Zeit die ersten Medikamente in Papierbeuteln auf den Markt kommen.
Feedback zum Paper Pouch ist über die Faller Website möglich.
Produktinnovationsprozess bei Faller Packaging
Am Beispiel der Paper Pouches lässt sich der Ablauf des Produktinnovationsprozesses (PIP) gut aufzeigen:
- Zu Beginn beschäftigten sich alle Projektbeteiligten ausführlich mit der zu lösenden Aufgabe. Dabei rückten sie Markt und Zielgruppe in den Fokus, um deren Dynamik und die Herausforderungen bis ins kleinste Detail zu verstehen.
- Es folgten Gespräche mit Materialexperten, um das am besten geeignete Papier für die Ansprüche der Pharma- und Healthcare-Industrie auszuwählen.
- Im nächsten Schritt entstanden drei verschiedene Pouch-Prototypen: eine Verpackung mit Tray und Pen, eine Version mit zwei Blistern, eine Variante mit Pen.
- Um die geplante CO2-Reduktion nachzuweisen, ließ Faller Packaging bei einem Life Cycle Assessment (LCA) die drei Prototypen mit einer Faltschachtel vergleichen. Das Ergebnis überzeugte: 90 Prozent weniger CO2 für die Variante Pouch mit Pen.
- Anschließend wurde die Machbarkeit überprüft. Das Ziel waren maschinenproduzierte Pouches – das ließ sich realisieren. Wichtig war zudem, die Beständigkeit beim Transport zu testen. Ordentlich im Umkarton verpackt, wiesen die Pouches kaum sichtbare Schäden auf.